Ein Bier, ein Wein, ein Mord - 7 hannoversche Kneipenkrimis by unknow

Ein Bier, ein Wein, ein Mord - 7 hannoversche Kneipenkrimis by unknow

Autor:unknow
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: zu Klampen!
veröffentlicht: 2016-03-01T00:00:00+00:00


Bodo Dringenberg

Gaststätte: Kaiser (Nordstadt)

Kaisers Messer

»Wissen Sie, es war vor ein paar Wochen, Mittagszeit. Ich saß da oben, im vorderen Raum, an so einem schlichten Holztisch und ließ mir Bratkartoffeln mit Roastbeef schmecken. Köstlich! Um mich herum, im Hochparterreraum, eine Gruppe ›centrotherm‹-Techniker, Professoren, Eigenbrötler, Lehrer, Bauarbeiter, Künstler. Alles war wie immer ganz friedlich, und so gab man sich schnörkellosen Genüssen hin.

Über den pikanten Duft von Königsberger Klopsen mit Kapernsoße legte sich gerade unwiderstehlich das speicheltreibende Aroma von Currywurst – angeblich eine der besten überhaupt in der Landeshauptstadt –, als aus der Küche ungewohnter Lärm drang, Brüllen, Klirren und Gerumpel. Gleich danach flog die Schwingtür zum kleinen Flur auf und der Wirt tappte rückwärts heraus, blass im Gesicht wie Meerrettich an Tafelspitz. Er rief in den kleinen Flur hinein: ›Ich? Ich dich fertigmachen? Womit denn? Bernd, Mensch, hör auf, du hast ja einen Knall!‹ Dann machte er kehrt und rannte die kurze Treppe durch den Tresenraum hinaus. Eine Sekunde später tauchte der weißgekleidete Koch auf, in der Rechten ein ellenlanges Küchenmesser. Unter der Tür blieb er stehen, schnaufte und stierte in den Raum. Wir, die Gäste, starrten zurück. Keiner von uns rührte sich zunächst.

Das musste eine Inszenierung sein, ein Spiel, Theater, eine überraschende Einlage des Chefs – so dachten wohl die meisten.

›Du verdammter Verräter, du falsche Sau, dich kriege ich!‹, brüllte der Koch, richtet das Kücheninstrument nach vorn, polterte ebenfalls die Stufen hinab und rannte raus.

Eine Minute lang passierte nichts außer viel mutmaßendem Gemurmel unter den Mittagsgästen. Dann stürzte der Wirt, nun mit rotem Kopf, durch den kleinen Flur wieder in die obere Gaststube zu uns herein. Der Wirt war offenbar über den Hof in das Haus zurück gerannt – die Lage war also ernst! Ein anderer Gast und ich hielten erstmal die Außentür im kleinen Flur zu. Gleich darauf wurde mehrfach ihre Klinke heruntergedrückt, dann ein Schlag gegen die Tür, ein kurzes ›Scheiße!‹ Pause. Ein dumpf gebrülltes: ›Ich kriege dich noch!‹

›Du bist besoffen, Bernd, das stimmt doch alles nicht‹, versuchte der Wirt ihn erneut zu beschwichtigen, während er zitternd sein Schlüsselbund hervorkramte. Schließlich gelang es ihm, abzuschließen. Noch einmal wurde an die Tür gehämmert, etwas Metallisches fiel zu Boden, gleich danach war Ruhe. Schwer atmend hielt der Wirt einen Moment inne. Dann eilte er aus dem Flur durch die Schwingtür in den Gastraum, treppab, am Tresen vorbei zur Eingangstür und sperrte auch diese von innen ab.

Zehn Minuten später klopfte es dort. Zwei per Handy alarmierte Streifenbeamte kreuzten auf, befragten in Ruhe den Wirt und die Gäste. Der ausgerastete Koch war ebenso verschwunden wie das enorme Küchenmesser. Wie sich herausstellte, war er kurzfristig für den plötzlich erkrankten, fest angestellten Koch bei Kaiser eingesprungen und hatte wahrscheinlich bereits alkoholisiert den Küchendienst angetreten.«

Der Erzähler hielt inne, nahm einen kleinen Schluck Guinness und wischte flink mit der Zungenspitze den Schaumstreifen von der Oberlippe. Seinem Pils trinkenden, aufmerksamen Zuhörer hatte man schon einiges über dieses ebenso originelle wie traditionspralle Ecklokal erzählt, das einst der Familie Kaiser gehört hatte. Deshalb hieß die Gaststätte Kaiser – niemals Kaisers,



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